22 November 2006

//hart aber gerecht "killerspiele" - persönliche eindrücke

.nun ja. die sendung ist rum und ich bin sehr gemischter gefühle. zuallererst finde ich es etwas schade, dass das thema "killerspiele" an für sich nur als aufreißer benutzt wurde, denn schon nach etwa dem viertel der sendung ging es nichtmehr um die games, sondern um die wirklichen ursachen für den amoklauf. versteht mich nicht falsch, das thema ist wichtig, aber für mich gegessen. was ich hier schreibe ist alles subjektiv und direk nach der sendung entstanden, eventuelle fehler zum inhalt sind auf mein sieb im kopf zurückzuführen...

.allerdings scheinen sich die entscheidenden leute noch nicht eingestehen zu wollen, dass unser bildungssystem eben NICHT perfekt ist, und dass das leben für einen jugendlichen in den straßen von berlin eben KEIN zuckerschlecken ist, und dass sich jugendliche, die tagtäglich auf die fresse bekommen und zuhause auch nur hören müssen dass sie nichts können sich auch nie irgendeinem alten, dahergelaufenen schulpsychologen anvertrauen werden, der überhaupt keine ahnung davon hat, was im leben eines jugendlichen abgeht... aber ich schweife ab.

.der moderator hat in meinen augen einen orden verdient, er hat die sendung super geleitet, immerwieder kritisch hinterfragt und auch wiedersprüche in den aussagen der gäste aufgedeckt. dabei hat er sie auch immer wieder zum thema zurückgeholt und nicht zu weit abschweifen lassen. allerdings macht mir die auswahl der gäste sorgen, wenn die dort präsentierte einstellung und das verhalten wirklich überall so ist sehe ich schwarz für unsere jugend. fangen wir an:

.die bildungsministerin wirkte als hätte sie die nacht durchgemacht und kruz vor der sendung noch flott ne koffeintablette mit nem vodi gekippt, um überhaupt wachzubleiben. dabei hat sie immerhin mutig zugegeben nicht wirklich ahnung von games zu haben. mir kam es eher so vor als hätte sie KEINE ahnung und sich gerademal am vorabend von nem 14jährigen erklären lassen was das überhaupt ist. auch im verlauf der sendung hinterließ sie einen sehr bescheidenen eindruck, ihre kommentare (wenn sie denn mal was gesagt hat) zielten grundsätzlich auf eine selbstprofilierung ab, das zitat "bei uns gibt es sowas zum glück nicht" hätte sie sich gleich auf ein schild schreiben sollen. abgesehen davon hat sie nicht viel zum thema beigetragen, nur geredet wenn sie direkt angesprochen wurde und selbst dann meistens drumherum. ich fand die frau dermaßen inkompetent, dass ich mich frage, wie die an den job gekommen ist.

.der lehrer einer berliner realschule. OMFG!!!11einseinself! dieser mann ist dort verantwortlich für die schulrechner. braucht aber das internet nicht, ER ist ja jemand der noch richtig lesen und schreiben kann... dazu eine grundsätzliche abwehrhaltung gegenüber allem was mit neuen medien zutun hat. hat noch nie ein spiel angefasst, aber findet sie "wiederwärtig". wirkte auf mich wie ein verschrobener alter opa, der angst vor neuem hat und früher war eh alles besser. sagt alles über unser schulsystem aus, wenn solche leute lehrer werden können und soziale kompetenzen zeigen sollen. sehr passend auch die antwort auf die frage, ob er sich unter seinen schülern einen amokläufer vorstellen könnte: "joah, so, einen schon, so vom klidungsschema her"... ich sag nur: der mann ist LEHRER verdammt!

.der psychologe zur aggressionsbewältigung. "killerspiele sind an allem schuld" "ja, aber sehen sie doch..." "NEIN, killerspiele sind böse"... so in etwa. hat permanent dazwischengeredet, ist dem moderator ins wort gefallen, hat dem moderator nicht zugehört, hat immer recht gehabt, und wenn eine statistik sagt, dass eben spiele nicht schuld sind, sinds eben die eltern. hat sich noch stärker profilieren müssen, hat sogar einen kerl aus seiner theraphie zurechtgemacht und mit angeschleppt der dann brav erzählen durfte wie toll das alles ist. ich spreche dem kerl nicht ab, dass ihm die theraphie hilft, aber dass ist nicht das problem. als der kripokerl übrigens eine statistik angeführt hat, dass diese theraphien nichts am gewalt/strafverhalten der leute ändern gaben die theraphien den jugendlichen gleich zwei dinge mit... sie holten sie vom schläger zum "beschützer" UND gaben den jugendlichen auch noch nen sinn im leben. und "zwei fliegen mit einer klappe schlagen, das ist es was deutschland braucht!". ahja. in meinen augen war der kerl kein psychologe, sondern psychopath, wenn der geredet hat dachte man da sitztn fanatiker. wenn games teufelswerk wären, wären wir die hexen und er der inquisitor.

.die beiden anderen waren ziemlich cool und haben sehr sachlich und ernsthaft diskutiert, dickes plus an die kripo und den knastarzt! wären alle gäste so ernsthaft mit dem thema umgegangen hätte die sendung um einiges besser werden können.

.was ich sehr auffällig an der sendung fand: die leute, die sich auch nicht wirklich mit dem thema "killerspiele" befasst haben, haben ausnahmslos ununterbrochen von "verbieten, verbieten, verbieten" gesprochen, man wollte sie sogar mit kinderpornografie gleichsetzen (!!!), wogegen der rest davon sprach, dass man kindern (ja, den kleinen, unter 18 und so... ) den zugang zu shootern erschweren sollte und dass überhaupt die alterkontrollen auch eingehalten werden.

.was mich EXTREMST frustriert hat, ist die tatsache dass die stimme des GAMERS, den leuten um die es geht, die leute, deren hobby im extremstfall STRAFBAR gemacht werden soll, in der sendung am allerwenigsten zu hören war. zuerst wurde ein einsLive - frize zu wort genommen, er durfte dann erklären worum es in spielen geht, warum er spielt (wo er dann gnädigerweise mal kurz das teamplay erwähnt hat, aber viel zusehr aufs campen eingegangen ist... den kompletten teamfaktor, das koordinieren mit den mates, all das was onlinegaming ausmacht... alles übergangen...). das allerschlimmste (und da hab ich bald geheult): beschreiben sie dochmal wie counterstrike so abläuft... und der kerl labert was von capture the flag... *headdesk*
ALTER; CS HAT EXAKT 2 SPIELMODI; DEFUSE UND RESCUE DU KACKNOOB!
einsLive: feuert diesen deppen. wer DAS nicht weiß, hat NICHTS, aber auch GARNICHTS im gamingbereich zu suchen. nirgends.
sämtliche eingegangenen mails wuden zusammengefasst zu einem "gaming macht nicht agressiv, sondern ich zocke um reaktionen abzubaun"... so in etwa. also wieder nix davon, dass gaming mittlerweile eine extrem große soziale komponente erhalten hat, lanpartys wurden einmal erwähnt, und zwar als es darum ging wie kinder an indizierte spiele kommen, denn die bekommen sie "von irgendwelchen kumpels auf lanpartys".
und das wars dann auch schon mit der stimme des gamers.

.die restliche diskussion ging dann um die wirklichen ursachen des amoklaufs, bzw was in deutschland jugendmäßig schiefläuft. nicht schlecht, aber ich finde es scheiße das thema "killerspiele" als aufreißer zu nehmen, um dann nach 10 - 15 minuten ein völlig anderes zu diskutieren. man hätte bei den games wesentlich weiter in die tiefe gehen können, sachen richtig darstellen können und ein wenig aufklärungsarbeit leisten können. aber das hieße ja, man müsste sich informieren und evtl. vorurteile entkräften. also bleibts wohl oder übel doch an uns hängen den leuten zu zeigen dass wir keinen aussatz haben.

.ich bin gamer.
.ich bin immernoch der feind.

//killerspiele

.im grundegenommen geht mir die ganze diskussion ja dick auf die eier, aber heut abend um 20:15 kommt aufm wdr ne sendung drüber, und man sollt doch mails hinschicken...
also hab ich mir mal gedacht, als überzeugter gamer der nicht unbedingt ersten aber schon 2ten stunde machste mals maul auf... und hier isse, meine mail ann wdr:

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yoah, hoi.
eigentlich wollte ich mich zu dem thema nicht mehr äußern, aber nach einigem hin und her bin ich zu dem schluss gekommen, dass das genau die falsche einstellung ist.
ich bin 21 jahre alt, männlich, renn eigentlich nur in schwarz rum, stehe auf goth musik von deathrock über batcave zu industrial und noize, habe abitur und mache gerade eine ausbildung zum fachinformatiker.
ich hatte das erstemal kontakt zu pc-spielen als ich 5 war und mein vater sich einen c64 zugelegt hat. damals war pacman das nonplusultra.
seitdem habe ich mehr oder weniger kontakt zu games, richtig angefangen selbst zu spielen habe ich mit 8 jahren. seitdem hat sich spielen zu einem echten hobby für mich entwickelt.
für diverse politiker bin ich also momentan staatsfeind nr.1.
als spieler bin ich im grundegenommen einfach sprachlos über die arroganz mit der sich politiker sowie diverse "fachleute" und "psychologen" anmaßen über uns zu urteilen, ohne selber irgendwelche (oder wenn dann nur rudimentäre, gezielt mit indizierten shootern) erfahrungen mit spielen gemacht zu haben.
diese leute behaupten spielen würde gewalttätig machen, haben aber keinerlei ahnung davon, dass die gewalt im spiel nicht das ist worum es geht. man muss bei spielen zwischen zwei modi unterscheiden: dem einzelspielermodus und dem multiplayermodus.
im einzelspielermodus will der spieler eine coole storry erzählt bekommen bzw. als _held_ selbst erleben, was gerade den reiz ausmacht. dabei spielt die gewalt an sich eine absolut untergeordnete rolle, es geht dem spieler nicht darum, dass der gegner in tausend teile zerplatzt, sondern darum, dass er einen starken gegner besiegt hat. natürlich ist ein gewisser grad an realismus hier wichtig, aber nur insofern, dass der spieler nicht aus dem spielfluss gebracht wird. der gegner sollte also nicht einfach verschwinden, sondern schon umkippen. dabei ist völlig egal wieviel blut spritzt. hier stößt man auf eine breite ablehnung einer indizierung, da z.B. grünes blut einen spieler einfach daran erinnert, dass alles nicht echt ist, und ihn quasi im moment des sieges derb wieder in die realität wirft.
im multiplayer sieht das ganze wieder anders aus: hier geht es nicht ums töten, sondern um sogenannten "skill", um "können". das ganze ist einfach ein großes turnier, wer ist besser. viele spieler stellen gerade im multiplayermodus den grad der gewaltdarstellung sogar HERUNTER, da zu viel umhersprizendes blut die sicht stört, und vom eigentlichen geschehen ablenkt. es geht dem spieler nicht darum "icht TÖTE den dorthinten" sonder darum "ich bin besser als er".
kombiniert man das ganze dann mit teambasierenden spielen, wie z.B. counterstrike, haben wir da einen riesen haufen gamer, die nicht anders denken, als 99% aller fußballfans da draußen.

abgesehen davon: wenn man intensiv spielt nimmt mann die brutalität/gewalt auch nichtmehr wahr, und zwar nicht in dem sinne, dass man sich daran gewöhnt, sondern dass man von der wahrnehmung her alles wichtige ausblendet. man sieht dann nichtmehr "marmorfußboden", "fässer da hinten" "grüne tapete an der wand", "ein gegner in ner dicken blauen rüstung mit nem roten raketenwerfer" sondern eben "boden" "objekt/deckung" "wand" "gegner+raketenwerfer".
man bekommt gar nicht mit, dass blut fließt.

eine weitere sache die für die diskussion killerspiele vielleicht wichtig ist:
wie viele jugendliche spielen in deutschland spiele?
und wieviele jugendliche in deutschland laufen amok?
ist es nicht rein statistisch gesehen mittlerweile SEHR wahrscheinlich, dass jmd der amok läuft auch "killerspiele" spielt, da mittlerweile FAST JEDER diese games zockt?
die sache mit den attentätern und dem brotessen...

ich denke man sollte bei den wirklichen ursachen suchen, denn auch bei steinhäuser (erfurt) wurde ein riesen trara um counterstrike gemacht, weil er dieses spiel laut medien intensiv und ständig zockte... seltsamerweise sagt der offizielle abschlussbericht der prüfungskommission aber, dass alle seine freunde einstimmig behauptet haben, er würde counterstrike überhauptnicht mögen...
vielleicht sollte man sich einfach mal bei den zukunftsperspektiven umschauen, die jugendliche heutzutage haben...

wer sich ein wenig genauer über Bastian B. informieren will, der sollte sich www.zensiert.us/amoklauf/ einmal anschauen... dort wird ersichtlich, dass er 2004 seine tat bereits angekündigt hat... da stellt sich mir als unschuldiger gamer doch die frage, wer denn WIRKLICH der schuldige ist...

in dem sinne, grüße an die jungs von GuzZ, Milan, aachenfun und team cooltronic ;)
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.schaumermal.